Das große Vorbild

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Wenn man sich an ein Einrichtungsprojekt wagt, ist es immer eine gute Idee, sich an großartigen Vorbildern zu orientieren. Allerdings sollte dabei nie die persönliche Note zu kurz kommen. Die perfekte Mischung dieser beiden Maximen hat LoveDesigns für Euch bei dem New Yorker Meyer Davis Studio, Inc. aufgestöbert. Will Meyer und Gray Davis glauben daran, dass Design keine eindimensionale Angelegenheit ist, sondern viele verschiedene Ebenen miteinander arbeiten müssen, damit ein Projekt dauerhaft überzeugt. Mit einem Haus am See in der Nähe New Yorks haben sie genau das demonstriert.

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Das Vorbild für dieses Haus liefert kein geringerer als der amerikanische Architekt Philip Johnson, der 1949 mit seinem Glass House eine völlig neue Art des Wohnens propagierte. Wie der Name schon verrät, ist das House vollständig verglast. Die Privaträume werden nicht von der Außenwelt geschützt, sondern öffnen sich ihrer Umgebung. Diesen Ansatz zitiert Meyer Davis mit den vollverglasten Seitenwänden, die sich wie Schiebetüren vollständig öffnen lassen, so dass im Handumdrehen aus diesem Wohnzimmer quasi eine Freiluftterrasse entstehen kann. Ein weiteres Zitat ist der gekachelte, zylindrische, freistehende Kamin, der sich ganz ähnlich auch in Johnsons Glashaus befindet. Während Johnson auf das modernistisch reduzierte Design von Mies van der Rohe setzte, scheuen sich Meyer Davis nicht davor mit ihrem Vorbild zu brechen und setzen hier auf eigenes gemütliches Design und einem liebevollen Mix aus Antiquitäten.

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Für Küche und Esstisch gilt ähnliches: sich vom Vorbild inspirieren lassen, aber keine allzu strenge Gefolgschaft. Vorhänge wären im Glass House ein absolutes No-Go gewesen, hier sorgen sie für ein gediegenes Ambiente. Ein Highlight ist der Küchenblock aus weißem Marmor, der spielerisch mit dem ikonischen Papierlampenschirm von Isamu Noguchi korrespondiert. Der Sessel neben dem massiven Holzschrank im Hintergrund stammt ebenso von einer absoluten Designgröße, von T.H. Robsjohn-Gibbings.

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Während das Glass House nur aus einem langen Raum im Erdgeschoss besteht, gibt es in diesem Fall einen ersten Stock. Hier befinden sich die Privaträume. Da im Erdgeschoss durch das viele Glas keine Wände frei sind, ist hier erst Platz für Kunst, hauptsächlich für Gemälde des Mexikaners Bosco Sodi. Seine Flächen und Texturen spiegeln sich subtil auch in der Wahl des Bettüberwurfs bis hin zum Vorlegeteppich. Eine Raumphilosophie, die sich auch im zweiten Schlafzimmer fortsetzt.

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Auch im Badezimmer ist Platz für Kunst. Der spärliche Gebrauch von Kacheln deutet an, dass MeyerDavis eher einen gemütlichen Aufenthaltsraum im Sinn hatten als nur die notorisch notwendige Nasszelle. Der Blick aus der Badewanne, die auf puren Holzdielen steht, ist fantastisch. Dort, wo der Duschbereich beginnt, setzt sich am Boden erst einmal das schöne Marmor fort, dass wir auch schon aus der Küche kennen.

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Zuletzt werfen wir ein Blick auf die Dachterrasse. Hier kann man vielleicht sagen, dass die Mischung aus Johnson und Meyer Davis zur Vollendung gebracht ist. Ein zweiter zylindrischer Kachelkamin steht im Zentrum des Dachs flankiert von überbordenden Topfpflanzen, die an die großzügige Natur rund um das Glass House erinnern. Und wenn auch keine Mies van der Rohe-Originale, so liefert die Sitzgruppe doch eine ganz eigene Interpretation von modernistischer Formgebung, abgerundet durch die Polster in Aquamarin. Wem es nicht schon vorher klar war, der ahnt doch an dieser Stelle, dass aus den gelehrigen Schülern, die ihren Vorbildern folgen, bald selbst ganz eigenständige Meister werden können.

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© photo credit: Melanie Acevedo

 

 

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