Der starke Akzent

Solferino_Titel

Im 7. Arrondissement von Paris befindet sich seit diesem April eine neu gestaltete Altbauwohnung, die in dieser Form seinesgleichen sucht. Verantwortlich für das Interior Design ist die Pariser Innenarchitektin Sarah Lavoine, die es wie keine Zweite versteht, extravagante Elemente völlig selbstverständlich in ihre Ensembles einzuarbeiten. Wir von LoveDesigns meinen ihr dabei auf die Spur gekommen zu sein, wie das möglich ist: nämlich, indem Sarah Lavoine geschickt minimalistische Schlichtheit mit starken Akzenten zusammendenkt. Fangen wir im Wohnzimmer an. Hier deutet sich schon an, was  in anderen Zimmern des Apartments noch stärker herausgearbeitet ist. Unter einer liebevoll restaurierten Stuckdecke sammelt sich eine Sitzgruppe in sanften Eierschalenfarben und dunklem Weiß. Die Sessel strahlen Sixties-Flair aus, der wiederum von der zeitlosen Form der Couch neutralisiert wird. Die Fenster rahmen beige-graue Vorhänge, die in ihrer Zurückhaltung nahezu vor dem Auge verschwinden. Komplementiert wird dieses zurückhaltende Design jedoch mit einigen absoluten Blickfängen: der blau gewürfelte Teppich bringt Farbe in den Raum und lässt die orangenen Rückseiten der Sixties Chairs noch einmal wunderbar leuchten. Die grau lackierte Tür bricht mit den Konventionen des Altbaus und wird so quasi als Einrichtungsaccessoire inszeniert. Das unumstrittene Highlight ist jedoch der dreiteilige Rundspiegel! Mit seiner goldenen Fassung ist er an sich schon ein Schmuckstück, doch der Effekt, dass in dem großen und in dem kleinen Spiegel  das gesamte Wohnzimmer in drei Zerrbildern gespiegelt wird, eröffnet noch einmal visuell ganz andere Welten.

Solferino_Text3

Das Prinzip „Formenschlichtheit/Blickfang“ finden wir auch in einer Sofaecke und im Badezimmer wieder. Die Sitznische setzt auf einen einfachen Holzkasten mit quadratischen Polstern, ihren ganz eigenen Charakter erhält sie jedoch durch die blaue Lackierung, die sich an der Rückwand fortsetzt. Wer genau hinsieht, erkennt, wie sich das Vogelmotiv auf dem Bild in den Figuren im Regal fortsetzt.

Solferino_Text6

Im Badezimmer setzt Sarah Lavoine darauf, unsere Sehgewohnheiten auf den Kopf zu stellen. Während normalerweise die Wände von Badezimmer mit ausgesuchten Kacheln brillieren, treffen wir hier auf graue Wände. Während jedoch normalerweise in den Duschen einfarbiger Minimalismus, meist in Weiß, vorherrscht, bekommt in diesem Fall die Dusche mit einem Mosaik in Grün- und Blautönen den großen Auftritt.

Solferino_Text2

Im Schlafzimmer setzen sich Elemente fort, die wir schon kennen gelernt haben. Ein schönes Dunkelblau in den Vorhängen und ein Spiegel als zentraler Trenner zwischen Schlaf- und Ankleidebereich, der in einer grauen Fassung aufgestellt ist. Doch wo ist hier nun der starke Akzent? Außer der perfekt herausgearbeiteten Stuckatur, gibt es erst einmal wenig zu entdecken.

Solferino_Text1

Zumindest so lange das Licht nicht angeht. Einmal eingeschaltet erstrahlt der Spiegel in einer Lichtrahmung und das Innere des Kleiderschranks wird erleuchtet; jedoch nicht mit plumper funktionaler Beleuchtung, sondern mit einem warmen, gelblichen Lichtton, der mehr an eine Kunstinstallation erinnert.

Solferino_Text7

Im zweiten Schlafzimmer des Apartments ist der Akzent nicht ganz so subtil gesetzt. Das gesamte Zimmer wird von einer Bildtapete eingefasst. Die Wandgraphiken katapultieren mit ihrer modernen Bildsprache den Altbau dezidiert ins Hier und Jetzt. Gleichzeitig verschwindet die Tür geradezu in der Tapete. Diese wandbündige Tapetentür wiederum könnte man als eine Referenz an die Geheimtüren, wie sie früher oft in Schlössern zu finden waren, deuten. Und so springt Sarah Lavoine mit ihren Referenzen ganz leichtfüssig durch die Epochen.

Solferino_Text8

Zuletzt vielleicht das größte Wagnis dieses Apartments, vielleicht sogar das risikofreudigste Design, das wir Euch bisher überhaupt auf LoveDesigns vorgestellt haben. Bekannt sind schon die graulackierten Türen, daneben wieder eine Tapetentür, die vorherrschenden Farben Grau, Weiß, Beige Schwarz. Doch wollen wir nicht drum herum reden, die ausgestellte Kunst, wie auch das angenehme Oberlicht verblassen angesichts des Bodens, der mit seinem dreidimensionalen Design aufs Ganze geht. Wir von LoveDesigns sind begeistert von so viel Chuzpe und gespannt, ob es Euch genauso geht!

Gib den ersten Kommentar ab