Ideenreichtum über den Dächern Münchens

Mit Thomas Unterlandstättner stellt LoveDesigns einen vielfach ausgezeichneten Architekt vor. Eines seiner neuesten Projekte ist ein spektakulärer Dachausbau. Dabei hat Thomas Unterlandstättner ganz neue Wege  bei der Raumstrukturierung und Materialwahl beschritten. Warum er das gemacht hat und welche wunderbaren Vorteile das hat, hat Thomas Unterlandstättner für LoveDesigns erläutert.

LoveDesigns: Was ist ihrer Meinung nach essentiell bei der Gestaltung von Wohnräumen? Wie haben sie das bei Ihrem Dachausbau umgesetzt?

Thomas Unterlandstättner: Der  Innenausbau sollte immer auf die Bedürfnisse und Erfahrungen der Bauherren abgestimmt sein und Bestandteil des architektonischen Gesamtkonzeptes sein. Idealerweise ergänzen sich die räumliche Konzeption und die Materialien des Innenausbaus  zu einem selbstverständlichen Gesamtkonzept.  Bei Bestandsimmobilien ist es umso wichtiger, die Wünsche des Kunden mit den baulichen Möglichkeiten abzustimmen und mit gezielten Eingriffen die Eigenheiten des Bestandes zu bewahren und mit dem Neuen zu einem zeitgemäßen und starken Gesamtkonzept zu verbinden.

LoveDesigns: Auf was sollte man bei einem Dachausbau besonders achten?

Thomas Unterlandstättner: Man sollte sich bewusst sein dass ein gut gemachter Dachausbau mehr kostet als der Neubau eines Einfamilienhauses (bei gleicher Wohnfläche).

LoveDesigns: Gibt es augenblicklich besondere Trends im Bereich Interior Design, die Sie ausmachen können?  Wo geht der Trend hin?

Thomas Unterlandstättner: Natürliche, atmosphärische Materialien, die auch sehr haptisch sein dürfen. Dabei sollten einzelne Möbelstücke aus vergangenen Jahrzehnten  in Kombination mit einem zeitgemäßen Innenausbau Individualität und Stimmung einbringen (z.B. eine Castiglioni – Lampe über dem Esstisch) und die Persönlichkeit des Eigentümers wiedergeben. Es macht den Reiz eines „Guten Hauses“ aus, wenn der Eigentümer zu ausgewählten Möbelstücken eine besondere Geschichte erzählen kann.

LoveDesigns: Was genau war das Briefing Ihres Auftraggebers? Wie haben sie dies umgesetzt?

Thomas Unterlandstättner: Es sollte ein hochwertiger Innenausbau entstehen, der die architektonischen Ideale und Annehmlichkeiten eines modernen Einfamilienhauses mit den zusätzlichen herausragenden Eigenschaften des „erhabenen“ Bauplatzes wiederspiegelt. Dabei war der Kontrast zum denkmalgeschützten Bestand gewünscht.

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LoveDesigns: Was waren besondere Herausforderungen bei diesem Dachausbau?

Thomas Unterlandstättner: Eine generelle Herausforderung war das Raumprogramm auf der begrenzten Fläche der Bestandsimmobilie zu organisieren ohne den großzügigen Gesamteindruck zu schmälern.

Im Detail mussten wir z.B. klären  wie man einen Whirlpool auf der Dachterrasse eines denkmalgeschützten Gebäudes errichtet und gleichzeitig das Wasser umweltverträglich über (möglichst nicht sichtbare) Solarpaneele erwärmen kann.

LoveDesigns: Wie waren die Lösungen für diese Herausforderungen?

Thomas Unterlandstättner: Die begrenzte Fläche haben wir mit verschiedenen Maßnahmen konstruktiv genutzt. Zum Beispiel durch den Einbau einer “fahrbahren“ Ankleide, die den offenen, großzügigen Wohn- Koch-Essbereich von den „ruhigen privaten Wohnbereichen“ Schlafzimmer und Bad trennt. Indem die Ankleide „fahrbar“ ist, kann man die Flurfläche  nutzen um die Ankleide begehbar zu machen. Bei geschlossener Ankleide ist der Fitnessraum zugänglich.

Eine großzügige Atmosphäre wurde auch dadurch kreiert, dass die Gebäudetechnik nur in Ausnahmefällen an der „Oberfläche“ spürbar wird. So sind z.B. Steckdosen in Möbeln integriert, Zuleitungen der Kabel erfolgen über die Schattenfugen. Multi-Media- Technik ist ebenfalls in die Grundstruktur integriert und nur bei Bedarf an der „Oberfläche“ erlebbar: Leinwand und Beamer sind Bestandteil der Decke und können mittels Fernbedienung ausgefahren werden. Die Lautsprecherboxen des Soundsystems sind zum Teil in die Möbel integriert, zum größten Teil aber in die Decke eingebaut und überputzt, so dass die Oberflächen ungestört bleiben.

LoveDesigns: Auffällig ist die besondere Wahl von Materialien (Stein, Textilbespannung). Was war die Idee hinter dieser Materialwahl?

Thomas Unterlandstättner: Stoff haben wir als atmosphärisches Material verwendet, um den Räumen über die Funktion hinaus ein eigenständiges Ausstrahlung zu verleihen. Auch die akustische Wirkung einer Stoffbespannung unterstützt die Architektur eines Raumes. Es geht also nicht nur um die räumliche Komponente, sondern auch um das Erleben des Raumes mit allen Sinnen.

Stein als Bodenbelag wurde wiederum verwendet, um zum einen die Verbindung Innen- Außenraum bei den Dachterrassen zu verstärken. Außerdem verwittert Stein im Außenraum nicht wie Holz. Damit wird der Bezug zwischen Innen und Außen nicht bereits nach einem Jahr unterbrochen.

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